Herr Bürgermeister,
meine Damen und Herren,
eine
positive Entwicklung der städtischen Finanzen
schilderte uns Bürgermeister
Pennekamp bei der Vorstellung des diesjährigen Haushaltes. Bei genauerem
Hinsehen halten wir diese Euphorie aber für unangemessen. Wir haben in Vreden
auch in 08 keinen strukturell ausgeglichenen Haushalt, d.h. wir geben immer noch
mehr aus als wir einnehmen! Trotz der enormen Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen
können wir auch den diesjährigen Haushalt nur durch die Entnahme aus
dem Sparstrumpf retten. Damit ist aber spätestens in 2011 Schluss! Und was
folgt dann? Die Ausgleichsrücklage völlig aufzubrauchen ist fatal!
Schon im kommenden Jahr werden wir wesentlich weniger Landeszuschüsse bekommen,
weil es uns in Vreden so gut geht und es wird ein Defizit von ca. 3 Mio. erwartet.
Aber anstatt alle Anstrengungen zu unternehmen bis dahin unsere Finanzen zu regeln,
beschließen Verwaltung und CDU-Ratsfraktion Neu-Ausgaben exakt in der Höhe
des zu erwarteten Gewerbesteuerüberschusses. Wir hielten es für sinnvoller
die übriggebliebenen Mehreinnahmen der Ausgleichsrücklage zuzufügen,
anstatt sie sofort wieder auszugeben oder für den Erhalt vorhandener Gebäude
wie z.B. der Hamalandhalle oder der Walbert-Schule zu investieren.
Wir
plädieren für
eine nachhaltige Finanzpolitik.
Unter Nachhaltigkeit versteht man: Eine Entwicklung soll
den Bedürfnissen der heutigen Generation entsprechen
ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen
zu verbauen.
Dieses Prinzip muss auch auf die Finanzpolitik angewendet
werden. Nicht ohne Grund wurde in die Neufassung der Gemeindeordnung
unter Paragraph1 aufgenommen: „Sie handeln zugleich
in Verantwortung für die zukünftigen Generationen.“ (
Zitat GO NRW §1)
Damit
muss unserer Meinung nach auch das Wirtschaftlichkeitsprinzip,
das bisher galt, unter dem Nachhaltigkeitsaspekt neu definiert
werden. Das NKF bietet dazu die Möglichkeiten. So müsste
unter anderem unser Vorschlag, Solaranlagen auf städtischen
Dächern zuzulassen, neu überdacht werden. Inzwischen
gibt es auch im Münsterland viele Beispiele für
Projekte in punkto Energiesparen und Sonnennutzung, die sich
rechnen. Bei Bauinvestitionen muss nun der gesamte Lebenszyklus
eines Objektes berücksichtigt werden. Ressourcen, aber
auch Abschreibungen müssen langfristig mitberechnet
werden. Zukunftsinvestitionen müssen sein, aber zugleich
müssen Schulden langfristig abgebaut werden. Es muss
aber weiter zulässig sein Schulden zu machen, um ( eben
langfristig, d.h. nachhaltig ) in soziale Werte zu investieren,
wie wir es mit dem neuen Hallenbad gemacht haben. So tragen
wir auch die Investitionen in die 4. Gruppe der Ganztagsbetreuung
der Norbertschule und ins Jugendcafe selbstverständlich
mit.
Falsche Versprechungen wie sie unser Bürgermeister in
seiner Ansprache zum Neujahrsempfang in punkto Walbert-Schule
gemacht hat, kommen natürlich bei den betroffenen Eltern
und Lehrern nicht gut an. Endlich wird etwas für unsere
Schule getan, meinten sie schon, aber nein! 14 Tage später
heißt es: Das war ein Versehen. Das Schulgebäude
wird frühestens in 2010 renoviert. Mit der Fassadenerneuerung
hätte jetzt sofort Energie eingespart werden können.
Aber nein, es wird verschoben! Die Hauptschulleiter fühlen
sich ohnehin von der Politik im Stich gelassen. Auch die
Kinder fragen : Mehr sind wir euch nicht wert? Wir werden
darauf achten, dass es bei der unvermeidlichen Zusammenlegung
der beiden Hauptschulen keine Sieger oder Besiegte geben
wird. Das Beste wäre natürlich, es gäbe eine
Gemeinschaftsschule für alle Kinder, in der nicht mehr
nach sozialer Herkunft aussortiert wird. Aber dafür
müssen wir wohl die Landtagswahlen abwarten.
Ebenso verwundert hörten wir die Worte unseres Bürgermeisters,
Mindestlöhne gefährdeten die Konjunktur. Wir schlagen
im Gegenteil vor, die Stadt solle nur mit solchen Postzustelldiensten
zusammenarbeiten, die diese Mindestlöhne einhalten.
Das Gleiche gilt für Reinigungskräfte. Als Stadt
haben wir auch eine soziale Verantwortung. Die Stadt Vreden
sollte angemessene Löhne zahlen, dann sind auch anschließend
keine Zahlungen sozialer Leistungen nötig. Lohndumping
ist zugleich Sozialdumping. Das sollte eine Stadt nicht mitmachen!
Eine weitere Neuerung, die das NKF bietet, ist es, langfristige
Ziele für die künftige Entwicklung einer Gemeinde
zu formulieren. Das ist auch Aufgabe der Politik. Deshalb
schlagen wir vor, dass sich ein Gremium aus allen Fraktionen,
Vertretern der Verwaltung und interessierten Bürgerinnen
und Bürgern bildet, um ein solches Leidbild für
die Zukunft unserer Stadt zu erarbeiten. Die in diesem Haushaltsentwurf
genannten Ziele erscheinen uns doch oft zu schwammig und
allgemein formuliert.
Deshalb schlagen wir vor:
- Als
Ziele werden im Produkt Gebäudemanagement
( 11.10.03, S. 120) eingesetzt:
- Ein nachhaltiges Energiesparkonzept wird erarbeitet
und umgesetzt.
- Durch
dieses Energiesparkonzept soll mindestens soviel
Energie eingespart werden, dass die jährlichen
Preiserhöhungen damit finanziell ausgeglichen
werden.
- Für städtische Gebäude
werden bis 2010 mindestens 20 % regenerative Energien
verwendet.
- Die
Verwaltung berichtet einmal jährlich über
die Umsetzung des Energiesparkonzeptes.
Aufgabe
von Politik ist jetzt nicht nur, Ziele mit zu formulieren,
sondern deren Erfüllung auch zu kontrollieren.
Schon
im vergangenen Jahr hatten wir darauf gedrängt,
dass die Energiekosten nachhaltig im Auge behalten werden
müssen. Besonders wichtig ist für uns dabei der
Aspekt des Energiesparens, denn die beste Energie ist die
eingesparte Energie. Die Verwaltung hat dem Beschluss vom
vergangenen Jahr entsprochen, indem uns eine Liste der Energieverbräuche
vorgelegt wurde. Uns fehlt aber trotzdem immer noch die entscheidende
Zahl der Gesamt-Energiekosten. Erst wenn wir diese sicherlich
erschreckende Zahl haben, werden vielleicht einige aufwachen
und sich endlich daran machen Energiesparkonzepte zu befürworten.
Deshalb beantragen wir:
- Die
Verwaltung legt jährlich eine
genaue Aufrechnung aller Energiekosten aller öffentlich
genutzten städtischen Gebäude mit der Berechnung
der Gesamtsumme der Energiekosten und im Vergleich mit
den Vorjahreskosten vor.
Erfreut
haben wir festgestellt, dass die Aktionen zu thermographischen
Untersuchungen von Privathäusern, die von der Stadt
bezuschusst werden, so gut angenommen werden. Zu einem effektiven
Flächenmanagement, das wir beantragten, gehört
es neuen Flächenverbrauch zu vermeiden, indem Altbauten
so weit wie möglich erhalten werden. Dazu tragen diese
Thermographie-Aufnahmen bei. Wir beantragen deshalb:
3.
Produkt: 56.01.01 Umweltmanagement
Zeile 15: Transferaufwendungen: Den Betrag für
Altbausanierung auf 12.500 (Ansatz von 07) zu belassen
und
zusätzliche Gelder bereitzustellen für
die energetische Bestandsaufnahme, besonders die thermographische
Untersuchung aller städtischen Gebäude.
Die
Bürger
gehen mit gutem Beispiel voran, die Stadt sollte dem folgen!
Besonders
wichtig für die Zukunft unserer Stadt wird
die Entwicklung der Altersstruktur der Bevölkerung sein.
Auch zur Planung eines sinnvollen Flächenmanagements
ist es wichtig zu wissen, wie sich die Bevölkerungsstruktur
in Vreden entwickeln wird und welche Auswirkungen dies auf
unsere Stadt hat. Es wird zur Zeit ein Trend beobachtet,
dass Ältere wieder in die Innenstädte zurückziehen.
Solche Entwicklungen sind für die Stadtplanung von großer
Wichtigkeit. Deshalb beantragen wir:
- Die
Stadt vergibt den Auftrag für ein Demographiegutachten
( ca. 10.000 )
Die
Mehreinnahmen der Gewerbesteuer sollen für die
Jugend und die Bildung investiert werden, hat unser Bürgermeister
verkündet. Dem wollen wir uns teilweise anschließen.
Unsere Vredener
Bücherei wird von
Kindern, Schülern und Erwachsenen zahlreich genutzt – nicht
zuletzt dank der vielen attraktiven Angebote durch die Büchereileitung
und deren MitarbeiterInnen. Wir wohnen hier leider etwas
weiter weg von größeren Bildungseinrichtungen.
Auch Vredener Schüler und Studenten sind auf Informationen
angewiesen. Wenn sie diese nicht durch Google bekommen können,
gehen sie zur örtlichen Bücherei. Doch was müssen
sie mit Schrecken feststellen? Sobald sie – zwar immer
noch SchülerIn oder StudentIn- nun 18 Jahre alt geworden
sind, zahlen sie den vollen Betrag. Wir finden, wir sollten
den Bildungsdrang unserer Kinder länger finanziell unterstützen
und ihnen solange sie in der Ausbildung sind weiterhin
den ermäßigten Beitrag gewähren.
Für
die Sportförderung, die ja überwiegend
Jugendförderung sein soll, soll der höchste
vorgeschlagene Betrag verwendet werden, so wie CDU
und SPD es auch schon vorgeschlagen haben. Diese Investition
in die Gesundheit unserer Kinder halten wir für nachhaltig
sinnvoll. Ausdrücklich möchten wir uns bei dieser
Gelegenheit einmal bei den zahlreichen Übungsleitern
und Übungsleiterinnen bedanken, ohne deren Einsatz die
vielfältigen Sportangebote für Kinder und Jugendliche
nicht möglich wären. Wir bedauern allerdings den
Beschluss der CDU-Fraktion die Gelder so zu verteilen, dass
das meiste Geld für die Vereinsheime verwendet werden
darf, anstatt es überwiegend direkt den Jugendlichen
bzw. deren Übungsleitern zukommen zu lassen.
5.
Die Investition von 400.000 Euro in einen Kunstrasen
halten wir weiterhin für überhöht und
beantragen einen Sperrvermerk auf diesem Ansatz, mindestens
bis geklärt ist, wie sich die Vereine die Nutzung
des Platzes aufteilen und sich an den Kosten beteiligen.
Wir halten nach langer Beratung diese Geldausgabe für
unangemessen, solange an anderen Stellen nicht genug Geld
vorhanden ist, um vorhandene städtische Gebäude
vernünftig zu erhalten, solange wir keinen ausgeglichenen
Haushalt haben und solange weder die Endsorgung noch
eine Ökobilanz des Kunstrasens geklärt sind.
Das Verhalten der CDU-Fraktion bei der Beratung dieses
Punktes haben wir als besonders arrogant wahrgenommen.
Nach Gutsherrenart beschloss die CDU diese Ausgabe im HWuF-A.
kurzfristig mit ihrer absoluten Mehrheit, obwohl die drei
anderen Fraktionen aussagten, sie müssten über neue Erkenntnisse dazu
erst noch mit den eigenen Leuten beraten. Fürchten Sie
etwa, dass wir in der Zwischenzeit neue Argumente herausfinden?
Ich habe die Arbeitsatmosphäre hier im Rat über
Jahre anders erlebt und hoffe, dass wir wieder zu einer konstruktiven
Zusammenarbeit kommen. Aber da muss ich wohl bis zur nächsten
Kommunalwahl warten.
Gerne
schließen wir uns dem SPD-Antrag zur
Unterstützung des Projektes „starke Kinder“ an. Damit
wird in hervorragender Weise der Gewalt gegen Kinder entgegengewirkt.
Das kann man nur unterstützen.
Zum
Abschluss komme ich noch – fast schon traditionsgemäß – zu
Anträgen, bei denen wir sicher nicht zu einem Konsens
mit CDU und Verwaltung kommen werden.
6. Wir beantragen alle Gelder in diesem Haushalt
für den Ausbau des Flughafens bzw. des dort geplanten
Interkommunalen Gewerbegebietes sämtlich zu streichen.
Diese Geldausgabe halten wir immer noch für nicht wirtschaftlich
und damit nicht für nachhaltig.
Ich
danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
^^
oben
Helma
Benke, Fraktionsvorsitzende B´90/Die Grünen Vreden
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