Herr Bürgermeister,
meine Damen und Herren,
in
diesem Jahr ist alles anders. Wir Grüne begrüßen ausdrücklich
den mutigen Sprung der Vredener Stadtverwaltung ins NKF.
Das NKF berücksichtigt zum ersten Mal den Ressourcenverbrauch,
wie wir es schon immer gefordert haben.
Die Verwaltung hat uns um einen Vertrauensvorschuss für
diesen Haushalt gebeten. Wir handeln aber lieber nach dem
Wahlspruch „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.
Und da beginnt unsere Aufgabe als Politiker, als Vertreter
des Volkes. Im Vorwort zum Haushalt werden uns mehr Transparenz
und mehr Möglichkeiten der politischen Steuerung versprochen.
Aber erst wenn die ersten Bilanzen, die ersten Vergleichszahlen
vorliegen, können wir wirklich anfangen zu kontrollieren,
ob man sich den angestrebten Zielen angenähert hat.
Deshalb legen wir unseren Augenmerk in diesem Jahr
mehr auf die im Haushalt formulierten Ziele als auf einzelne
Zahlen.
Die
Landes-CDU hat die letzten Wahlen mit dem Versprechen nach
mehr Geld für die Bildung gewonnen. „Wir
fördern vor allem die Hauptschulen“, hieß es.
Davon ist hier vor Ort wenig zu spüren. Die Vredener
Haupt- und Grundschulen leiden dermaßen unter Lehrermangel,
dass ein ordnungsgemäßer Unterricht nur schwer
zu organisieren ist. Das Land kürzt die Mittel für
Weiterbildung, die Zuschüsse zur Biologischen Station,
zu Kindertagesstätten. Die „Frauenfreundlichkeit“ der
Landesregierung zeigt sich in der Kürzung der Mittel
für Frauenhäuser, der Streichung der Gelder für
die Regionalstelle Frau und Wirtschaft. Gleichzeitig werden
die kommunalen Beiträge zu Krankenhäusern verdoppelt.
Die Kommunen haben schon unter dem Wegfall des Anteils aus
dem Aufkommen an Grunderwerbssteuer zu leiden. Das ist christlich-soziale
Landespolitik.
Ein Schritt in die richtige Richtung ist die frühe
Sprachförderung in den Kindergärten und die Bereitstellung
von Betreuungsplätzen für unter Dreijährige,
wie es auch vom Vredener Bündnis für Familie angeregt
wurde. Der Erweiterung der Felizitas-Schule zur richtigen
Ganztagsschule und der spontanen Bereitstellung von zusätzlichen
Klassenräumen im Gymnasium stimmen wir unter der Bedingung
zu, dass dies nicht zu Lasten anderer Vredener Schulen geschieht.
Die
erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung - auch in Vreden
- haben wir gleich wieder zu büßen, indem es weniger
Schlüsselzuweisungen und eine enorm erhöhte Kreisumlage
gibt. Der Bürgermeister appellierte an die Ratsfraktionen,
sich bei ihren Kreisfraktionen gegen diese Erhöhung
einzusetzen. Ich frage dazu nur verwundert: Herr Bürgermeister,
gehören nicht etwa auch Sie der Mehrheitspartei an,
die diesen Kreishaushalt beschlossen hat? Die grünen
Vertreter haben dem zumindest nicht zugestimmt.
Der
diesjährige Haushalt konnte nur durch einen Griff
in die Ausgleichsrücklage ausgeglichen werden. Die Gesamtverschuldung
der Stadt Vreden und ihrer Eigenbetriebe erhöht sich
um 3,5 Mio Euro. Angesichts der Tatsache, dass mit dem NKF
zum ersten Mal auch die Abschreibungen mitberücksichtigt
werden mussten, ist der Verwaltung ein Kunststück gelungen
, indem sie einen ausgeglichenen Haushalt vorlegten. Der
Kämmerer kündigte an, dass in den kommenden Jahren
keine erhöhten Ausgaben möglich sind und vorrangig
ein Schuldenabbau stattfinden müsse. Um so unverständlicher
ist uns der CDU- Vorschlag, einfach den Ansatz für Gewerbesteuereinnahmen
zu erhöhen und dieses „virtuelle“ Geld gleich
wieder für Straßenbau zu verbraten, anstatt es
zum Schuldenabbau zu verwenden.
Das halten wir für unverantwortlich! Wir können
nicht ewig weiter auf Kosten unserer Kinder leben. Wir lehnen
dies ab und unterstützen die Forderung des Kämmerers
nach baldigem Schuldenabbau.
Deshalb
machen wir in diesem Jahr nicht einen einzigen Vorschlag
zum zusätzlichen Geldausgeben. Im Gegenteil: Wir fordern Änderungen,
die der Stadt, aber auch den Bürgerinnen und Bürgern
beim Sparen helfen soll.
Übrigens ist NRW Europameister. Nein, nicht was Sie
jetzt denken. Es hat nichts mit Fußball zu tun. NRW
ist Europameister im CO-Ausstoß. Das liegt überwiegend
an den 50 Kohle- ( auch Braunkohle- ) kraftwerken, die wir
hier in NRW haben und deren Weiterbetreiben von den Landes-Grünen
abgelehnt wird. Auch Leute, von denen man es bisher nicht
gewohnt war, wie z.B. George W. Busch, reden inzwischen über
die fatalen Folgen der Klimaveränderung. Die ganze Welt
scheint erstaunt darüber zu sein, dass diese menschengemacht
ist. Wir als Grüne sehen uns nur bestätigt in unseren
Forderungen, die wir seit 20 Jahren stellen. Wir halten es
auch für einen fatalen Fehler unseres Landes-Umweltministers,
Herrn Uhlenberg, ernsthaft zu meinen, eine weitere Verwendung
des Atomstroms wäre hier eine Lösung. Die Risiken
und Nebenwirkungen des Atomstroms bleiben für uns Grüne
weiter unberechenbar.
Die Bürger und Bürgerinnen sollten als Verbraucher
mehr Druck auf die Industrie ausüben. Dann könnten
wir durch energiesparende Geräte mindestens zwei Atomkraftwerke
sofort abschalten.
Ich
habe Ihnen ja versprochen, dass wir Grüne heute
nur Sparvorschläge machen werden. Unser besonderes Interesse
gilt immer den städtischen Energiekosten. Die beste
Energie ist aber die eingesparte Energie. Dabei gewinnen
alle Seiten, die ökologische und die ökonomische.
„ Energiesparen wird zur Wachstumsbranche“ und hat schon Tausende
von Arbeitsplätzen geschaffen, war letztens im „Spiegel“ zu
lesen. Auch Vredener Firmen profitieren von diesem Boom.
Um
eine zukunftsweisende Energieversorgung für die
Stadt Vreden zu ermöglichen sind klare Zielvorgaben
nötig. Deswegen muss sich die zunehmende Wichtigkeit
dieses Themas auch im Vredener Produktbuch wiederfinden.
Der Rat ist in der Pflicht hier Rahmenbedingungen vorzugeben,
die es ermöglichen, langfristige Konzepte zur ökologischen
und ökonomischen Energieversorgung kommunaler Gebäude
zu entwickeln. Dabei müssen alle Möglichkeiten
zum effizienten Umgang mit Energie ausgeschöpft werden
und verstärkt auf nachhaltige und CO2-neutrale Energieträger
zurückgegriffen werden.
Um der ausgeführten Forderung gerecht werden zu können,
soll die Energieversorgung als eigenständiges Produkt
mit klaren Zielvorgaben ins Produktbuch aufgenommen werden. Wir
wollen die gesamten Energiekosten sehen. Wir wollen wissen,
was auf uns als Stadt Vreden zukommt. Erst, wenn wir eine
Zahl sehen, die richtig wehtut, wird man bereit sein, ernsthaft
etwas in Richtung Energiesparen zu unternehmen.
Zu Recht schreibt die Verwaltung zum Produkt Umweltmanagement,
dass Bevölkerungsgruppen bei der Umsetzung der Agenda-Aktivitäten
eingebunden werden müssen. Wir wollen uns dafür
einsetzen, dass dies auch in die Tat umgesetzt wird.
Als
für das Wohl dieser Stadt Verantwortliche sollten
wir hier und heute beschließen, ein parteiübergreifendes
Aktionsbündnis - unter Einbeziehung aller Interessierten
aus der Bevölkerung- zu gründen mit dem Ziel: Vreden
unternimmt alle Anstrengungen, um nachhaltig Energie zu sparen
und mehr CO2-neutrale Energien zu verwenden.
Auch in Vreden wird es über kurz oder lang eine rückläufige
Einwohnerzahl geben. Die zukünftigen Veränderungen
in der Bevölkerungsstruktur zwingen uns dazu, den Flächenverbrauch
und die damit verbundene neu zu schaffende Infrastruktur
auf das absolut Notwendige zu begrenzen. Ökologische
aber auch wirtschaftliche Gründe sprechen gegen ein
Wachstum immer weiter in die Fläche. Wenn wir
nicht jetzt aufpassen, müssen folgende Generationen
ein überdehntes Kanal- und Straßennetz finanzieren.
Das NKF führt diesen Nachhaltigkeits-Gedanken in das
Haushaltrecht ein, zukünftig müssen auch Abschreibungen
erwirtschaftet werden.
Deshalb beantragen wir heute: Die Stadt Vreden führt
ein nachhaltiges Flächenmanagement durch, um mit
der Ressource Fläche möglichst sparsam und ökologisch
umzugehen.
Unsere
Forderungen decken sich mit der Ablehnung eines erweiterten
CO2-ausstoßenden Flugbetriebes am Stadtlohn-Vredener
Flugplatz mit unserer Meinung nach unnötigem Flächenverbrauch
durch ein dort angesiedeltes Interkommunales Gewerbegebiet.
Wir
fordern die anderen Fraktionen auf, zum Wohle dieser Stadt
und künftiger Generationen, unsere Forderungen
zu unterstützen.
Um es noch einmal ganz klar zu stellen:
Wir
beantragen, der Rat der Stadt Vreden möge beschließen:
- Im
Produktbuch ab dem Haushalt 08 wird Energieverbrauch
ein eigenständiges Produkt sein. Als Ziel wird dort
vor allem eingesetzt: Nachhaltiger, möglichst sparsamer
Umgang mit der Ressource Energie und vermehrter Einsatz
regenerativer Energien.
- Einführung eines Flächenmanagements
- Gründung eines Aktionsbündnisses „Vreden
spart Energie“
Wir
bitten Ihre Unterstützung. Vielen Dank.
Vreden, den 25.03.2007,
Helma
Benke, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/ Die Grünen
im Rat der Stadt Vreden
^^
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Helma
Benke, Fraktionsvorsitzende B´90/Die Grünen
Vreden
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