OV Vreden Bündnis 90 / Die GRÜNEN

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Haushalt 2006

(21.02.06) Haushaltsrede der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen im Rat der Stadt Vreden


Haushaltsrede 2006 der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen
von der Fraktionsvorsitzenden Helma Benke
im Rat der Stadt Vreden vom 21.02.2006

Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren,

Der Haushalt dieses Jahres trägt den leisen Hoffnungsschimmer in sich, dass wir als Kommune aus der finanziellen Talsohle wieder herauskommen. Die Gewerbesteuerzahlungen steigen leicht an. Das ist um so erfreulicher, da es ja auch für die Bürgerinnen und Bürger die Hoffnung in sich birgt, dass ihr Arbeitsplatz in Vreden erhalten bleibt. Das spiegelt sich ja auch in der im Gegensatz zum Landestrend gestiegenen Einwohnerzahl. Leider werden die zusätzlichen Einkünfte an Gewerbesteuer sofort wieder aufgefressen von geringeren Schlüsselzuweisungen des Landes und der 20%igen Senkung der Investitionspauschale, die wir gerade in diesem Jahr bitter nötig hätten. Selbstverständlich muss das Land NRW sparen. Während die CDU als Oppositionspartei im Landtag noch eine Aufstockung der Gelder für die Jugendförderung gefordert hatte, werden sie jetzt um 21 Mio. gekürzt. Vor Jahren wurde die Volksinitiative gegen Kürzungen im Jugendbereich vor allem von der CDU und ihrer Jugendorganisation JU lautstark unterstützt. Als an der Regierung beteiligte Partei sieht man das nun auf einmal anders. Wo bleibt da die Logik? Nun können die Kürzungen dazu führen, dass in Jugendheimen Stellen abgebaut werden müssen. Wir wissen wie wichtig Jugendsozialarbeit auch in Vreden ist. Wir sind dankbar für die hervorragende Arbeit, die in Vreden im Jugendbereich geleistet wird, denn so können präventiv künftige, viel höhere Kosten verhindert werden. Wie sich diese Kürzungen auf unsere finanzielle Situation in Vreden auswirken werden, ist noch nicht absehbar; zumal auch die Kirchen sich aus der Finanzierung im sozialen Bereich, z.B. bei Kindertagesstätten, immer mehr zurückziehen.

Da wir hier in Vreden noch kein eigenes Jugendamt haben, zeigen sich diese Einschnitte zunächst eher auf Kreisebene. Im Kreis wird besonders deutlich wie überall im sozialen Bereich trotz steigender Probleme die Gelder gekürzt werden.
Besonders bedauerlich finden wir auch, dass unser Kreis-Ausländeramt die neue Beschäftigungsverordnung für Asylbewerber so restriktiv auslegt, dass kaum noch einer der Geduldeten hier eine Arbeitsgenehmigung erhält. Das kostet allein die Stadt Vreden mehr als 60.000 Euro in diesem Jahr, da mehrere Familienväter, die vorher mit eigener Arbeit den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien verdienten, dies nun nicht mehr dürfen und wieder von Sozialleistungen abhängig sind. Die Bürgermeister des Kreises sollten noch einmal in einem gemeinsamen Vorstoß versuchen, hier Abhilfe zu schaffen.

Im sozialen Bereich wird gekürzt und in anderen Bereichen wie der Verlängerung der Landebahn des Flugplatzes heißt es eher: Nicht kleckern, sondern klotzen. Hatte noch die letzte Landesregierung unter grünem Einfluss die Freigabe der geplanten 2,5 Mio € zurückgestellt, so beschließt die neue CDU/FDP-Regierung: Wir geben euch nicht 2,5, sondern gleich 4 Mio Euro. Von einem sparsamen Landeshaushalt ist da nichts mehr zu spüren.
In logischer Folge mussten auch die betroffenen Kommunen, also auch Vreden, als Anteilseigner den schon zugesagten Betrag noch aufstocken. Wesentlich größere Flughäfen, wie z.B. Weeze, können nur mit erheblichen Zuschüssen aus dem Steuersäckel überleben. Der Kreis Kleve hat schon 25 Mio € zugegeben. Jeder einzelne Billigflug dort wird mit Hunderten von Euros aus Steuergeldern subventioniert. Soweit wollen wir es hier ja wohl nicht kommen lassen. Umso weniger ist es einzusehen, dass hier in einen so kleinen regionalen Flughafen noch Geld für einen Ausbau hineingesteckt werden soll, zumal keine Firma zugesagt hat, sich an den Kosten zu beteiligen. Welche Folgekosten werden da wohl noch auf uns zukommen? Abgesehen davon können wir den Traum von CDU und Verwaltung von den vielen Arbeitsplätzen in einem künftigen interkommunalen Gewerbegebiet immer noch nicht mitträumen, denn schließlich darf sich dort nur Gewerbe ansiedeln, dass irgend etwas mit Flugzeugen zu tun hat, genannt flugplatzaffin. Für alles übrige Gewerbe haben wir genug Gewerbeflächen zum Ansiedeln. Wir unterstützen deshalb auch weiterhin den besonders auf niederländischer Seite ständig wachsenden Widerstand gegen den Ausbau. Die in der Umgebung lebenden Menschen fürchten zu Recht zusätzliche Lärmbelästigungen. Somit lehnen wir weiterhin jegliche Investition in den Ausbau bzw. das damit unmittelbar zusammenhängende Gewerbegebiet ab.
Deshalb hat die grüne Kreistagsfraktion den Kreishaushalt völlig zu Recht abgelehnt.

Auf die Verwaltungen sind durch Hartz-IV und die geplante Einführung des NKF erhebliche zusätzliche Aufgaben zugekommen. Trotz des ständigen Aufgabenzuwachses wurden jedoch in der Verwaltung der Stadt Vreden die Personalkosten kaum erhöht, in einigen Bereichen wurde sogar eingespart. Um so unverständlicher ist uns der Antrag der UWG, Personalkosten einzusparen. Anscheinend sind die Vertreter der UWG Hellseher. Sie wissen schon, wie die Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeber im öffentlichen Dienst ausgehen werden, obwohl diese noch lange nicht abgeschlossen sind. Ich finde, einen solchen Antrag höchst unsozial, undemokratisch und arbeitnehmerfeindlich.

Der diesjährige Vredener Haushalt ist von großen Investitionen geprägt.
Der Gesamtbetrag der aufzunehmenden Kredite von 2,4 Mio € mag zunächst erschrecken, ist aber angesichts der beschlossenen Investitionen unvermeidlich. Schließlich wird ein Teil des Geldes sogar ins Stadtsäckel zurückfließen, da viele Vredener Handwerker von den Baumaßnahmen profitieren werden.
Besonders erfreulich für die Bürgerinnen und Bürger ist, dass trotz der enormen Ausgaben in diesem Jahr die Hebesätze und die Gebührensätze stabil bleiben und mit den Werten vergleichbarer Gemeinden identisch sind.
Trotz aller guten, vorsichtigen Kalkulation bleibt ein Wermutstropfen: Der Verwaltungshaushalt kann nur durch eine Entnahme aus der Rücklage, dem Sparstrumpf der Gemeinde, ausgeglichen werden. Aber da geht es einer Gemeinde nicht anders als dem Privathaushalt: Will man etwas Neues, das nicht von den laufenden Einnahmen bezahlt werden kann, muss eben das Sparkonto angegangen werden.

Für den Neubau des Feuerwehrgerätehauses werden in 2006 1,1 Mio, in 07 nochmals 1 Mio, also insgesamt rund 2 Mio Euro benötigt. Die Maßnahme wird auch von uns mitgetragen, denn wir glauben vor allem den Menschen, die dort arbeiten, dass der Neubau nötig ist. Wir sind froh, dass vor allem diese Experten bei der Planung des Neubaus erheblichen Einfluss haben. Gleichwohl finden wir es immer noch lächerlich und undemokratisch, dass man uns wegen des Parteienproporzes nicht einmal als Zuhörer an den Beratungen teilhaben lassen wollte.
An dieser Stelle möchte ich nochmals die Gelegenheit nutzen, den vielen Ehrenamtlichen der Feuerwehr, aber auch des THW, des Roten Kreuzes und allen anderen zu danken, die während des Schneechaos in vorbildlicher Weise geholfen haben. Dass der Energiegroßkonzern RWE nun alle Schuld von sich weist, um Regressforderungen von Geschädigten von vornherein abzuwehren, empfinden wir als beschämend angesichts der Millionen-Gewinne, die dieser Konzern macht. Die 20.000 €, die die Stadt jetzt erstattet bekommt, decken bei Weitem nicht die Kosten.

Nachdem in den letzten Jahren in Vreden vor allem in die Renovierung der Schulen viel investiert wurde und unter anderem die Einrichtung der Ganztagsgruppen unterstützt wurde, nehmen sich die Investitionen im Schulbereich in diesem Jahr recht bescheiden aus.
Die Schulpauschale geht dieses Jahr gänzlich in den Neubau des Bades über, einerseits zu Recht, da das neue Bad vor allem auch von den Vredener Schulen genutzt werden wird. Auch wir sind froh, dass Vredener Kinder auch in Zukunft in Vreden das Schwimmen erlernen können. Dies hat auch soziale Aspekte. Gerade Kinder aus sozial schwachen Familien wären erheblich benachteiligt, da ihre Eltern es sich nicht leisten können, die Kinder ständig zu Bädern anderer Städte zu kutschieren. Auch diese Investition halten für sehr begrüßenswert und tragen sie mit allen finanziellen Konsequenzen mit, wenn unsere Forderung nach einer alternativen Energieversorgung erfüllt wird.

Dass nun aber fast gar nichts mehr in die Schulen investiert wird, sehen wir als falsch an. Wir können die Rückschlüsse von SPD, unterstützt von der CDU, nicht verstehen, dass unfallträchtige Bereiche nur noch repariert werden sollen, wenn für den evtl. Schaden eine Versicherung aufkommt. Das ist ein absolut zynisches Denken, das wir nicht nachvollziehen können. So bedeutet dies doch: Warten wir doch erst mal ab, ob ein Kind in den Brunnen fällt, (oder vor die ungeschützte Wand läuft). Solange eine Versicherung für den Schaden aufkommt, ist ja alles in Ordnung. Wir meinen immer noch, dass eine Kommune verpflichtet ist, für die Sicherheit ihrer Bürger Sorge zu tragen. Deshalb ist es notwendig den Prallschutz in der Hamalandhalle zu vervollständigen. Wir halten unseren diesbezüglichen Antrag aufrecht.
Richtig erkannt hat die Verwaltung auf unsere Anfrage hin, dass die Notbremse am Trennvorhang in der Walbertschul-Turnhalle erneuert werden muss, da hier ansonsten Lebensgefahr bestehen könnte.
Trotz aller bisher geleisteten Investitionen, die wir gerne anerkennen wollen, halten wir es für sinnvoll, in jedem Jahr die Fenster an einem städtischen Gebäude zu erneuern. Jede Investition in Energiesparmaßnahmen verringert zukünftig mehrfach die Ausgaben.

Wie jedes Jahr, so beantragen wir auch in diesem Jahr wieder, Maßnahmen zu ergreifen, die Energiekosten der Schulen zu senken. Wir bitten die Verwaltung nochmals mit den Schulleitern Kontakt aufzunehmen, um über die Änderung des Verhaltens der Nutzer, also Lehrer/innen und Schüler/innen, nachzudenken. Für sinnvoll hielten wir es auch immer noch die Kosten für Energie dem Budget der Schulen zuzuschreiben, um Einsparungen durch mehr Eigenverantwortung zu erreichen.

Schon in meiner letzten Haushaltsrede hatten wir angeregt, dass die Sockelbeträge für die sächlichen Schulausgaben erhöht werden müssen. Durch die neue Schuleingangsphase hatten die Grundschulen erhebliche Mehrkosten, die zum Teil aus zusätzlichen Zuschüssen der Stadt gedeckt werden konnten. Diese Pädagogik muss aber nun im dritten Schuljahr fortgeführt werden. Deshalb kommen auf die Grundschulen wieder Mehrkosten zu, die aus dem laufenden Etat kaum zu bezahlen sind. In kaum einem anderen europäischen Land wird so wenig in die Bildung der Jüngsten investiert wie in Deutschland. Hier besteht noch erheblicher Nachholbedarf. Über eine Erhöhung der Sockelbeträge sollte der Schulausschuss erneut beraten.

Mit unserem Antrag zur energetischen Bestandsaufnahme städtischer Gebäude zwecks Renovierung und Energieeinsparens hatten wir nicht nur ans Rathaus gedacht. Nach wie vor sind wir der Meinung, dass ein Gebäudemanagement, das wir seit Jahren fordern, nicht beinhaltet: Mal zählen wie viele Quadratmeter dort geputzt werden müssen. Wir streben damit eine gründliche Überprüfung aller städtischen Gebäudeteile an, mit dem Ziel Energie einzusparen. Wir beauftragen die Verwaltung auch zu überprüfen, inwieweit es für diese Maßnahmen Landeszuschüsse gibt.
Es kann mit Thermographie-Aufnahmen anfangen, wie es ja jetzt auch für Privathaushalte angeboten wurde. Die enorme Resonanz hat den Bedarf in diesem Bereich bewiesen. Deshalb halten wir den Vorschlag der Verwaltung auch für richtig, die Zuschüsse für Maßnahmen zur Förderung der regenerativen Energieverwendung nochmals um 5.000 Euro zu erhöhen und appellieren auch an die anderen Fraktionen, diese Idee zu unterstützen. Schließlich handelt es sich hierbei auch um reine Wirtschaftsförderung, da die meisten Aufträge von heimischen Firmen ausgeführt werden.

Bedauerlich ist es, dass unser Antrag aus dem vergangenen Jahr, eine eigene kommunale Solaranlage zu errichten, bis jetzt nicht angenommen wurde. Wir sind immer noch der Meinung, dass diese Investition sich auf die Dauer lohnen wird, gleichzeitig der Umwelt dient und die örtlichen Handwerker unterstützt. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt....

Übrigens halten wir die Kurvenbegradigung in Zwillbrock nach wie vor für richtig. Auch dies ist im weiteren Sinne Wirtschaftsförderung. Zwillbrock ist der Teil Vredens, der landesweit am Bekanntesten ist. Es ist ein Aushängeschild Vredens und so sollten wir es auch behandeln.

Mit Absicht komme ich am Schluss meiner Rede zu der Investition im Vredener Haushalt, die in diesem Jahr alles andere überragt und auch uns besonders wichtig ist: Der Neubau des Bades. Schon bei dem dazugehörigen Ratsbeschluss und in den Sitzungen des Bäderausschusses haben wir mehrmals betont, dass wir eine alternative Energieversorgung für das neue Bad für unverzichtbar halten. Die Vorräte an fossilen Energieträgern werden immer weniger. Bevor wir noch abhängiger werden von Energielieferungen aus anderen Ländern, angesichts der Drohungen Russlands uns den Gashahn zuzudrehen, angesichts der ständig steigenden Energiepreise wird es dringend Zeit, sich nach Alternativen umzusehen.

Also langer Rede kurzer Schluss: Wir brauchen für unser neues Bad eine alternative, verlässliche und gleichzeitig sparsame Energieversorgung, die aus heimischen, erneuerbaren Rohstoffen gespeist wird. Wir halten deshalb unsere bisherigen Anträge aufrecht: Stellen Sie die benötigten Mittel zur Verfügung, damit im neuen Bad eine Energieversorgung aus nachwachsenden Rohstoffen installiert werden kann.

Genau wie im letzten Jahr stecken in diesem Haushalt wieder bedauerlicherweise die Gelder für den Ausbau des Flugplatzes, den wir nach wie vor vehement ablehnen.
Gleichzeitig ist dieser Haushalt bestimmt von einigen Investitionen in Millionenhöhe, die für die Zukunft Vredens eine besondere Bedeutung haben werden.

Zusammenfassung:
Anträge von Bündnis 90 / Die Grünen zum Haushalt 06

- Prallschutz in der Hamalandhalle vervollständigen,

- in jedem Jahr die Fenster an einem städtischen Gebäude erneuern,

- Maßnahmen zu ergreifen, die Energiekosten der Schulen zu senken,

- die Kosten für Energie, dem Budget der Schulen zuschreiben,

- energetischen Bestandsaufnahme städtischer Gebäude,

- Zuschüsse für Maßnahmen zur Förderung der regenerativen Energieverwendung nochmals um 5.000 Euro erhöhen,

- Stellen Sie die benötigten Mittel zur Verfügung, damit im neuen Bad eine Energieversorgung aus nachwachsenden Rohstoffen installiert werden kann.

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Helma Benke, Fraktionsvorsitzende B´90/Die Grünen Vreden

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