OV Vreden Bündnis 90 / Die GRÜNEN

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Haushalt 2005

(16.02.05) Haushaltsrede der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen im Rat der Stadt Vreden


Haushaltsrede 2005 der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen
von der Fraktionsvorsitzenden Helma Benke
im Rat der Stadt Vreden vom 16.2.2005

Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren,

Auch der diesjährige Haushalt ist - wie schon in den vergangenen Jahren - von Sparsamkeit geprägt. Das ist auch notwendig, denn schließlich ist wieder ein enormer Griff in den Sparstrumpf, die städtische Rücklage, geplant. Ein Ausgleich des Haushaltes ist Jahr für Jahr auch in Vreden schwieriger geworden. Durch die erneute Kreditaufnahme von 2,2 Mio Euro steigt die Pro-Kopf-Verschuldung jedes Vredeners, jeder Vredener Bürgerin in diesem Jahr um 84 Euro auf 1437 Euro, das sind insgesamt 32 Mio Schulden! Wir bedauern das sehr. Nachhaltige Finanzpolitik heißt für uns auch die Neuverschuldung möglichst gering zu halten, denn die künftigen Generationen werden dies bezahlen müssen. Deshalb haben wir auch überwiegend Vorschläge zum Sparen gemacht.
Etwas mit Skepsis sehe ich die Prognose des Kämmerers, dass Hartz IV uns eine zusätzliche Belastung in der Höhe von 800.000 Euro bringen wird. Schließlich muss man auch die Entlastung durch eingesparte Sozialhilfemittel mitberechnen. Wir gehen auch davon aus, dass die Fallberater im Rathaus erfolgreich sein werden und den einen oder die andere in Arbeit bringen werden und damit die kommunale Kasse wieder entlastet wird.
Außerdem hat sich der Bund gesetzlich verpflichtet, eventuelle. zusätzliche Belastungen zu ersetzen. Die Zahlen zur Be- und Entlastung durch Hartz IV sind im Großen und Ganzen zur Zeit nur Spekulation. Eine Entlastung der Kommunen ist vom Bund versprochen worden. Wir sind der Meinung, dass wir die dafür zuständigen MitarbeiterInnen im Rathaus erst mal in Ruhe arbeiten lassen sollten, um uns vielleicht in einigen Monaten darüber berichten zu lassen. Die Einrichtung einer zusätzlichen Planstelle halten wir im Moment nicht für notwendig. Bei dem Bemühen Menschen in Arbeit zu bringen muss ein umfangreiches Qualifizierungsprogramm im Vordergrund stehen. Es ist darauf zu achten, dass die so genannten „Ein-Euro-Jobs“ notwendige gesellschaftliche Aufgaben umfassen und nicht reguläre Arbeitsplätze vernichten. Auf keinen Fall dürfen Arbeitssuchende gegen ihren Willen dort eingesetzt werden. Zu einer kommunalen Beschäftigungspolitik könnte auch eine eigene städtische Beschäftigungsfirma gehören wie es sie in Bocholt und Gronau schon gibt. Deren MitarbeiterInnen können für unsere Stadt wichtige Aufgaben übernehmen und damit aus der Arbeitslosigkeit herausgeholt werden.
Logische Konsequenz aus der derzeitigen Arbeitsmarktlage, auch aus Hartz IV, ist die Einrichtung von Ganztagsbetreuungsangeboten. Deshalb begrüßen wir die Errichtung der offenen Ganztagsschule an der Norbert-Schule und an der Felizitas-Schule und befürworten unbedingt die Zuschüsse, die die Stadt Vreden freiwillig dazu gibt. Nicht vergessen werden darf aber das Problem, dass immer noch Betreuungsplätze für die Unter-3-Jährigen fehlen. Auch die Mütter und Väter kleinerer Kinder werden gezwungen sein, wenigstens stundenweise arbeiten zu gehen. Hier besteht eine Betreuungslücke, die im Rahmen des Bündnisses für Familie beraten werden muss.
Indirekt gehören zur Wirtschaftsförderung auch solche sogenannten weichen Standortfaktoren wie Betreuungsangebote für Kinder, die Qualität der Bildungseinrichtungen und das kulturelle Angebot einer Stadt. Deshalb halten wir Kürzungen im Bereich Kultur für falsch. Es sei denn, das eingesparte Geld der Theaterabos würde für andere, alternative Kultur eingesetzt, die wieder andere Menschen in unsere Stadt zieht. So ist auch die städtische Unterstützung des multikulturellen Stadtfestes, das in diesem Jahr zum dritten Mal stattfinden wird, sehr zu begrüßen. Wir gehen davon aus, dass die Stadtmarketing-GmbH zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern noch viele ähnliche Ideen entwickeln wird, von denen letztendlich auch die Geschäftsleute profitieren werden.
Ü berhaupt wünschte ich mir noch viel mehr direkte Bürgerbeteiligung, auch bei der Aufstellung des städtischen Haushaltes. Ich könnte mir vorstellen, dass mit der Umstellung auf das Neue Kommunale Finanzmanagement auch eine aktivere Beteiligung von BürgerInnen und eine noch bessere Information Interessierter möglich wird, evtl. durch ein geeignetes Infoheft, in dem einige für den Bürger besonders interessante Zahlen veröffentlicht werden. Manche Bürgerin, mancher Bürger wird erstaunt sein, was uns so Dinge wie Straßenbeleuchtung oder die Entfernung wilder Müllkippen jedes Jahr kosten. So könnte auch für manche Berechung im Haushalt mehr Verständnis geweckt werden. Ein solcher Bürgerhaushalt führt nicht nur zu mehr Demokratie, sondern motiviert die BürgerInnen auch noch mehr, sich für die Belange ihrer Stadt aktiv einzusetzen.
In dem Zusammenhang möchten wir auch anregen, dass der etwas eingeschlafene Agenda-Prozess wiederbelebt und fortgeführt wird.
Ein wichtiger Punkt im Abkommen zur Agenda 21 von Rio war auch der vernünftigere Umgang mit Ressourcen. Nach den in diesem Haushalt veröffentlichen Zahlen sind die Energiekosten der Grundschulen in den letzten zwei Jahren um 65 % gestiegen. Dieser Betrag ist nur teilweise durch den Mehrverbrauch durch die zusätzlichen Computer zu erklären. Wir meinen, dass hier dringend etwas passieren muss. Es ist in vielen Beispielen bewiesen worden, dass eine Kostenreduzierung allein durch die Veränderung des Verhaltens der Nutzer möglich ist. Wir schlagen deshalb vor, dass die Energiekosten direkt dem Budget der Schulen zugewiesen wird, so dass LehrerInnen und SchülerInnen eigenverantwortlich mit der wichtigen Ressource Energie umgehen. Dies hätte auch einen großen pädagogischen Wert. Wir fordern die Stadtverwaltung erneut auf, sich für diese Ideen einzusetzen. Wir schlagen außerdem vor, dass die Hausmeister der Schulen, aber auch der anderen städtischen Gebäude, an Fortbildungslehrgängen zur Energieeinsparung teilnehmen. Wir weisen nochmals darauf hin, dass die Energieagentur NRW Beratung und sogenannte Gebäude-Checks anbietet. Auch sinnvolle Investitionen wie der Austausch der Leuchtstoffröhren in den Turnhallen oder die jetzt geplante Erneuerung von Fenstern an der Marien-Schule können zu Energieeinsparungen führen und werden von uns deshalb ausdrücklich begrüßt. Es sollte auch überprüft werden, ob bei der Sanierung der Heizung der Hamalandhalle eine Holzhackschnitzel – oder Pellettsheizung möglich ist bzw. ob nicht – wie schon an der Lüntener Grundschule- durch ein Contracting die Kosten reduziert werden könnten.
Investitionen können sinnvoll sein, ob aber bei einem Wasserschaden an zwei Wänden gleich die ganze Schule gestrichen werden muss, wie es für die neue Realschule vorgesehen ist, das bezweifeln wir. Lieber investieren wir direkt in Bildung. Die Grundschulen befinden sich zur Zeit in einer Umbruchphase. In der Marien-Schule werden demnächst Kinder des 1. und 2. Schuljahres in einem Raum unterrichtet. Richtigerweise hat die Verwaltung anerkannt, dass dafür zusätzliche Anschaffungen notwendig sind. Aber laut Erlass soll in allen Grundschulen differenzierter Unterricht stattfinden. Auch wenn die anderen Schulleiter dafür in diesem Jahr noch keine zusätzlichen Mittel angefordert haben, so werden diese Anschaffungen sicherlich im nächsten Jahr notwendig werden. Wir unterstützen den Antrag, auch der Norbert-Schule hierfür zusätzlich etwas zukommen zu lassen. Es sollte im Fachausschuss auch einmal darüber nachgedacht werden, ob die Sockelbeträge für die Grundschulen nicht grundsätzlich erhöht werden müssten. Wir sind sehr froh darüber, dass die Stadt die Kosten für die Integrationshelferin, die an der Marien-Schule ein körperbehindertes Kind betreut, getragen werden. Wir werden uns auch auf Landesebene vehement dafür einsetzen, dass solche Fördermaßnahmen für behinderte Kinder auch weiterhin bezahlt werden.
Es ist manchmal traurig wie schnell die Folgen von Katastrophen wieder aus unseren Köpfen verschwinden, da die Alltagssorgen sich in den Vordergrund drängen. Wir alle waren erschüttert von den Bildern, die wir über die Flutkatastrophe im Fernsehen sehen konnten. Auch viele Vredener haben enorme Summen gespendet. In den Haupturlaubsgebieten wie in Thailand wird kräftig am Wiederaufbau gearbeitet. Es gibt aber auch Regionen, in die keine westlichen Touristenströme fließen. Diese dürfen nicht vergessen werden. Wir beantragen deshalb, dass sich die Stadt Vreden an der Aktion des Kreises Borken anschließt und eine etwa gleichgroße Gemeinde in einem Gebiet in Südostasien adoptiert. Für eine solche Städtepartnerschaft sollten vorsorglich 5000 Euro bereitgestellt werden.
Nichts ist nahe liegender und einfacher als Energie direkt aus den Strahlen der Sonne zu gewinnen. Auch auf vielen Dächern in Vreden wird Strom aus Solaranlagen gewonnen. Dies wurde durch das EEG, das 100.000-Dächer-Programm, der REN-Förderung des Landes NRW und nicht zuletzt durch die Anschubförderung der Stadt Vreden ermöglicht. Die Solartechnik ist ein wichtiges Standbein auch für Vredener Firmen geworden. Deshalb sind wir auch froh, dass die Stadt Vreden auch weiterhin dazu beiträgt.
Aber unser Vorschlag zur Errichtung von Photovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden wurde von der Verwaltung bis jetzt in der Schublade liegen gelassen. Wir warten also weiterhin darauf, dass die Verwaltung einen Vorschlag für das Bereitstellen städtischer Dachflächen für privat finanzierte Photovoltaikanlagen macht. Zusätzlich beantragen wir jetzt, dass die Stadt Vreden eine solche Anlage selbst installiert. Die Kosten werden durch die garantierten Einnahmen nach dem EEG gedeckt. Eine solche Installation hat nur positive Aspekte: Die Stadt geht selbst mit gutem Beispiel voran und trägt dazu bei, dass weniger Energie aus fossilen Brennstoffen gewonnen wird; trägt zum Umweltschutz bei, da weniger Schadstoffe erzeugt werden und hat durch die garantierten Einnahmen noch einen Gewinn. Wir meinen also, dass auch die Verwaltung und die Mehrheitsfraktion sich einer solchen Idee nicht entziehen können.
Auch bei der Planung des neuen Bades, die in diesem Jahr ernsthaft beginnen soll, werden wir auf die Verwendung umweltfreundlicher Energien bzw. energiesparender Maßnahmen achten.

Einsparungen lassen sich unserer Meinung nach auch durch die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen erzielen. Wir bitten die Verwaltung ihre Skepsis in diesem Bereich aufzugeben und nach Formen der Zusammenarbeit zu suchen. Einige Ansätze dazu hat es ja auch schon gegeben.
Wir setzen uns schon lange für eine Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen ein und schlagen deshalb- auch zum wiederholten Male- vor, zu überprüfen, inwieweit durch die gemeinsame Nutzung der Ressourcen der Bauhöfe, das gemeinsame Einkaufen von Maschinen usw. Geld eingespart werden kann.
Wir wollen also die Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen stärken, auch mit unseren niederländischen Nachbarn. Somit befürworten wir auch ein interkommunales Gewerbegebiet. Selbstverständlich sind wir für die Förderung von Gewerbebetrieben und die damit hoffentlich verbundene zusätzliche Schaffung von Arbeitsplätzen. Wer könnte dagegen sein? Nur dieses nun geplante interkommunale Gewerbegebiet hat einen Haken, einen gewaltigen Haken. Voraussetzung für ein solches Gewerbegebiet am Flugplatz ist der Ausbau der Landebahn. Den Ausbau der Landebahn lehnen wir weiterhin aus den vielfach genannten Gründen ab. Wir sehen es auch nicht ein, dass 5 Mio Euro Steuergelder ausgegeben werden zum Vorteil weniger Geschäftsleute, die noch nicht einmal bereit sind, sich an diesen Kosten zu beteiligen. Der zusätzliche Lärm , auch die bestehende Nachtflugerlaubnis, sind den Anwohnern nicht zumutbar. Da das Land schon beschlossen hat, für den Flugplatzausbau kein Geld zu geben, halten wir dessen Realisierung für mehr als unwahrscheinlich. Auch unsere Landtagsfraktion ist der Meinung, dass NRW über eine mehr als ausreichende Flughafen-Infrastruktur verfügt. Weitere Ausbaumaßnahmen sind weder ökologisch noch ökonomisch zu rechtfertigen. Deshalb wird auch die Planung eines interkommunalen Gewerbegebietes am Flugplatz zur Zeit überflüssig und die dafür vorgesehene Studie ist unserer Meinung nach zur Zeit nicht notwendig. Ganz und gar nicht einverstanden sind wir mit den Plänen, man wolle die Startbahn erst mal provisorisch ausbauen und hoffe auf eine Sondergenehmigung. Genauso lehnen wir es ab, dass die Stadt Vreden in diesem Gebiet Grundstücke erwirbt. Das eingesparte Geld kann zur Verringerung des Kredites beitragen und somit zur Verringerung der Pro-Kopf-Verschuldung der Vredener Bürgerinnen und Bürger.

Sollten diese zuletzt genannten Beträge weiterhin im Haushaltsentwurf enthalten bleiben, müssen wir diesen – trotz vieler begrüßenswerter Ideen – leider ablehnen.

^^ oben

Helma Benke, Fraktionsvorsitzende B´90/Die Grünen Vreden

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