OV Vreden Bündnis 90 / Die GRÜNEN

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Haushalt 2004

(04.02.04) Haushaltsrede der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen im Rat der Stadt Vreden

Steuerpolitik: CDU verhindert Gemeindefinanzreform
Land gibt für 04 mehr Geld - trotz schwieriger Haushaltsssituation
Sparen durch Zusammenarbeit mit anderen
Kreis leistet sich 2,5 Mio für Flugplatz
Sportpauschale sinnvoll
Schulen
Stadtmarketing
Parkplätze für Käufer freihalten
Verschiedenes


Haushaltsrede 2004 der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen
von der Fraktionsvorsitzenden Helma Benke
im Rat der Stadt Vreden vom 4.2.2004

Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren,

am 12. September 2002 forderte die Vredener CDU in einer Resolution, „die Stärkung der kommunalen Finanzkraft unter Berücksichtigung der Verstetigung und Verlässlichkeit der kommunalen Einnahmen.“ Um so unverständlicher ist es uns, dass die CDU im Vermittlungsausschuss des Bundesrates Vorschläge zur Gemeindefinanzreform verhindert hat, die den Kommunen Deutschlands eine zusätzliche Entlastung von 5 Mrd Euro gebracht hätte. Wir Grünen haben uns ausdrücklich für eine Weiterentwicklung der Gewerbesteuer zu einer konjunkturunabhängigeren kommunalen Wirtschaftssteuer eingesetzt und wenden uns entschieden gegen die Abschaffung der Gewerbesteuer wie große Wirtschaftsverbände und die CDU auf ihrem Bundesparteitag es fordern. Das wäre der Tod der kommunalen Selbstverwaltung. Die Gewerbesteuer ist kein Relikt vergangener Tage. Sie dient aktiver Wirtschaftsförderung, denn das Geld , das reinkommt, wird doch von den Kommunen direkt wieder ausgegeben. Besonders für die Bauindustrie sind die Kommunen enorm wichtige Auftraggeber.
Der Forderung – auch des Vredener Stadtrates - nach einer Reduzierung der Gewerbesteuerumlage, wie es auch die Grünen seit langem gefordert hatten, wurde Rechnung getragen. Davon profitiert Vreden in diesem Jahr allein mit einer Reduzierung der Kosten von 400.000 Euro.
Erreicht werden konnte, dass den Kommunen insgesamt 5,5 Mrd Euro in 04 und 05 an zusätzlichen Finanzmitteln zukommen. Die von der rot-grünen Bundestagsmehrheit beschlossene Gemeindefinanzreform hätte den Kommunen ca. 5,5 Mrd Euro mehr eingebracht.
CDU/CSU und FDP konnten den Wunsch des Bundestages nach einer verbesserten Finanzlage für die Kommunen nicht ganz ablehnen, da auch CDU-Oberbürgermeister (wie z.B. derjenige aus Köln) den Gesetzentwurf von SPD und Grünen unterstützten. Die Pläne von CDU/CSU und FDP zur Abschaffung der Gewerbesteuer wurden auch vom Städtetag abgelehnt. Die Städte brauchen mehr Gelder für Schulen, Sportanlagen, Hallenbäder usw. Auch Vreden wird von der Gemeindefinanzreform profitieren, auch wenn wir uns noch mehr gewünscht hätten. ^^ oben

 

Land gibt für 04 mehr Geld - trotz schwieriger Haushaltsssituation

Das Land NRW hatte in diesem Jahr die schwierigste Haushaltssituation in seiner Geschichte zu bewältigen. Bei der drastischen Haushaltssituation im Land mussten erhebliche Kürzungen vorgenommen werden. Die rot-grünen Landtagsfraktionen konnten allerdings einige Pläne der Landesregierung abmildern oder Kürzungsabsichten in einigen Bereichen ganz verhindern.
Die CDU forderte zwar in öffentlichen Veranstaltungen mehr Gelder z.B. für den Jugendbereich,dem wir uns grundsätzlich anschließen können, stellte aber dazu im dafür zuständigen Ausschuss im Landtag keinen einzigen eigenen Antrag. Es ist – besonders für eine Oppositionspartei – leicht, vor Ort lauthals Forderungen zu stellen, diese aber auch verantwortungsvoll zu finanzieren und zu realisieren ist eine andere Sache. Wir fordern auch im Finanzbereich eine nachhaltige Politik. Nachhaltigkeit heißt für uns : Wir dürfen künftigen Generationen nicht einen Schuldenberg hinterlassen, der jegliche Handlungsmöglichkeit erstickt. Wir müssen die sozialen Sicherungssysteme auch generationengerecht finanzieren. Schließlich wird heute schon ein großer Teil der öffentlichen Haushaltsgelder nur für die Schuldentilgung gebraucht. Also sparen ist angesagt.
Das Land ist auf die schwierige finanzielle Situation der Kommunen in 04 eingegangen, indem es den Kommunen 518 Mio Euro mehr an Schlüsselzuweisungen zukommen lässt als zuerst vorgesehen (für Vreden: 250.000 Euro). Es sieht also nun doch gar nicht so düster aus, wie zuerst erwartet.

Dank der Reformen durch den Steuerkompromiss auf Bundesebene und die zusätzlichen Schlüsselzuweisungen, die uns das Land für 04 beschert, steht der Haushalt 04 der Stadt Vreden besser da als zuerst gedacht. Die zusätzlichen Gelder vom Land werden zwar in 05 teilweise wieder abgezogen. Diese Mindereinnahmen in 05 können aber durch die Entlastung, die das Hartz-IV-Konzept durch die Zusammenlegung der Arbeits-und Sozialhilfe den Kommunen bringt, teilweise wieder aufgefangen werden. Danach übernimmt der Bund die Zahlungen für die rund 1 Mio arbeitsfähigen Sozialhilfeempfänger (bzw. Empfänger des Arbeitslosengeldes II ) , die bislang von den Kommunen geleistet wurden. Das eingesparte Geld soll auch für die Kleinkinderbetreuung ausgegeben werden, was auch in Vreden in Zukunft immer notwendiger sein wird. ^^ oben

Sparen durch Zusammenarbeit mit anderen

In seiner Januar- Prognose berichtet das ifo-Insitut erneut von einer deutlichen Verbesserung des Geschäftsklimaindex und dass man davon überzeugt ist, dass sich der konjunkturelle Erholungsprozess weiter fortsetzen wird. Eine positive Zukunftsprognose hatte ja auch unser Kämmerer in seinem Haushaltsentwurf gestellt. So werden wir also eine nun doch vorhandene Rücklage für das schwierigere Jahr 2005 aufheben können. Nach 2005 ist dann keine Entnahme aus einer Rücklage mehr möglich. Deshalb sollte auch das Jahr 2004 dafür genutzt werden, darüber nachzudenken, in welchen Bereichen sich noch Kosten sparen lassen. Nach wie vor sind wir der Meinung, dass durch die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen einiges eingespart werden könnte. Wir möchten deshalb die Verwaltung bitten zu prüfen, inwieweit durch eine Zusammenarbeit mit anderen Kommunen eine Kosteneinsparung möglich ist. ^^ oben

Kreis leistet sich 2,5 Mio für Flugplatz

Von den zusätzlichen Schlüsselzuweisungen des Landes profitiert auch der Kreis Borken, so dass die Kreisumlage im Augenblick nicht erhöht werden musste – trotz der Bereitstellung von 2,5. Mio Euro für den Ausbau des Flugplatzes Stadtlohn- Wenningfeld -. Der – auch CDU-dominierte – Kreis hat ja geplant, dieses Geld durch Grundstücksverkäufe hereinzubekommen. Nach wie vor sind wir der Meinung, dass dieses Geld für sinnvollere Projekte verwendet werden sollte und lehnen den Ausbau des Flugplatzes, also auch die Bereitstellung von Geldern hierfür vehement ab. Die Kreis-CDU-Fraktion lehnt im Sozialausschuss die Zahlung von 500 Euro an einen kleinen, gemeinnützigen, sozialen Verein ab, stellt aber 2,5 Mio für ein Projekt bereit, dessen Effektivität noch absolut in den Sternen steht. ^^ oben

Sportpauschale sinnvoll

Im Jahre 2002 hatte der gesamte Vredener Rat beschlossen, „die Erhöhung des kommunalen Handlungsspielraumes durch Pauschalisierung von Fördergeldern“ zu fordern. Auch diese Forderung wurde inzwischen durch das Land NRW erfüllt, einerseits durch die Schulpauschale, die für Vreden genau im richtigen Moment kam, zweitens durch die Wiedereinführung einer Investitionspauschale und drittens durch die Sportpauschale (immerhin für Vreden 52.000 Euro) , die dafür sorgt, dass diese Gelder direkt der Sportförderung zu Gute kommen und nicht im allgemeinen städtischen Haushaltsloch versacken. Auch diese Gelder können wir hier in Vreden für die Renovierung unserer Sportstätten dringend gebrauchen. Die Übungsleiterpauschale wird für das Land NRW 7 Mio Euro betragen. Sie soll wie im Vorjahr durch den Landessportbund ohne Abzüge direkt an die Vereine verteilt werden, so dass den Kommunen diesbezüglich keine Verwaltungskosten entstehen. Wir sind froh, dass diese wichtige Förderung von ehrenamtlicher Jugendarbeit erhalten bleiben konnte. ^^ oben

Schulen

Es wird und wurde in Vreden viel Geld in die Schulen investiert, aber anhand der verbliebenen nicht berücksichtigten Anforderungen der einzelnen Schulen sieht man, dass es noch viel zu tun gibt. Nicht ganz erklären können wir uns allerdings wieso eine niegelnagelneue Schule wie die Realschule schon wieder 15.000 Euro für Malerarbeiten beantragt. Weiße Wände, schwarzer Fußboden, riesige Glasfronten, die nur mit einem Hubwagen zu erreichen sind – solche Fehlplanungen rächen sich jetzt, während die von uns beantragte Solaranlage angeblich nicht finanzierbar war.
Bestimmte Beträge fallen eben immer wieder ins Auge. So werden die Reinigungskosten für alle Vredener Schulen insgesamt in diesem Jahr rund 375.000 Euro ( zum besseren Verständnis: rund 750.000 DM) betragen. Das ist viel Geld. Die im Akkord arbeitenden Putzfrauen werden deshalb sicher nicht überbezahlt. Die Schulen sollten sich vielmehr Gedanken darüber machen, wie diese Kosten reduziert werden könnten.
An dem von uns angeregten Projekt Energiesparschule beteiligen sich bisher nur 4 Grundschulen. Auch andere Schulen sollten überlegen, ob sie nicht wenigstens aus pädagogischen Gründen bei Energiesparaktionen mitmachen könnten. Es könnte –nur ein kleines Beispiel- mal mehr darauf geachtet werden, dass mittags oder in den Ferien die Fenster geschlossen werden. Unser Vorschlag dazu: Die Energiekosten werden dem Budget der Schule pauschal zugefügt. So wäre jede Schule noch direkter an der Einsparung dieser Gelder interessiert.
Die Gelder für Lehrerfortbildungen im Computerbereich (e-nitiative) mussten zurückgegeben werden, da von Seite der Verwaltung diesbezüglich nichts organisiert wurde, obwohl der Bedarf immer noch groß ist. In diesem Jahr werden sich interessierte Kollegen darum kümmern, dass die Gelder genutzt werden.
Wir sehen es als positiv an, dass nun in ein Gebäudemanagement investiert wird, denn dies ist die Voraussetzung für ein Energiemanagement für alle städtischen Gebäude. ^^ oben

Stadtmarketing

Den zur Zeit in Vreden laufenden Prozess zum Stadtmarketing begrüßen wir außerordentlich. Deshalb sind wir auch mit der Bereitstellung zusätzlicher Gelder hierfür einverstanden. Auch diese Gelder sind direkte Wirtschaftsförderung, von der die Gewerbetreibenden Vredens profitieren werden. Wichtig wäre es, dass die Gewerbetreibenden sich nun mit innovativen Ideen beteiligen. Sie sollten sich z.B. auf gemeinsame Öffnungszeiten, über gemeinsame Aktionen, die Käufer in die Innenstadt locken, einigen. Auch die Vredener Wirtschaft sollte nun seinen dem Land versprochenen Anteil an der Finanzierung des Stadtmarketings leisten, wie es im Förderbescheid vorausgesetzt wurde. Nach den geltenden Förderrichtlinien muss die Wirtschaft mindestens 10 % der Kosten tragen. Das Land hat seine Verpflichtungen eingehalten, jetzt ist die Wirtschaft dran! ^^ oben

Im gleichen Zusammenhang halten wir es für notwendig, den Verkehrsverein mit den notwendigen Geldern zu unterstützen, die allerdings nicht dafür verwendet werden dürfen, die 10 % Zuschuss zum Stadtmarketing zu leisten. Steuergelder von der einen öffentlichen Hand in die andere zu geben, das war nicht Sinn der Sache und wir werden zu gegebener Zeit eine rechtliche Überprüfung beantragen.

Jeder nach Vreden kommende Tourist bringt auch Profit in die Stadt. Voraussetzung ist allerdings die organisatorische und räumliche Modernisierung des Verkehrsvereins, damit dieser auch für Touristen ansprechender wird. Auch die Öffnungszeiten müssen wesentlich kundenfreundlicher werden.

Parkplätze für Käufer freihalten

Von der Verwaltung wurde angeregt, auf dem Domhof und hinter der Musikschule Kurzzeitparkplätze einzurichten. Wir meinen, diese Maßnahme kann nur zweckmäßig sein, wenn diese Parkplätze auch für Käufer, die kurz etwas erledigen wollen, freigehalten werden. Wir beantragen deshalb die Einstellung von Geldern in den Haushalt für eine Parkraumbewirtschaftung für diese Kurzzeitparkplätze. Die Automaten sollen mit der sog. „Brötchentaste“ ausgestattet sein, d.h. die erste halbe Stunde oder auch die erste Stunde soll gebührenfrei sein. Ziel muss es sein, die Kurzzeitparkplätze wirklich für Leute, die einkaufen wollen, frei zu halten. Sie dürfen nicht von Dauerparkern besetzt werden. In Nachbarstädten, z.B. Ahaus, wird ähnlich verfahren. Die Parkplätze am Rande der Innenstadt sollen weiter gebührenfrei bleiben. ^^ oben

Verschiedenes

Auf unsere Anregung hin hatte die Verwaltung Überlegungen angestellt, wie die enormen Kosten für die öffentliche Bedürfnisanstalt am Busbahnhof reduziert werden könnten. Wir beantragen deshalb, die Reinigung der öffentlichen Bedürfnisanstalt an eine Privatfirma zu vergeben, wenn dadurch Kosten gespart werden können.
Wir unterstützen den Antrag der CDU auf Einrichtung von Pendlerparkplätzen am Stadtrand, da es ökologisch sinnvoller ist, wenn ein Auto mit mehreren Personen besetzt ist, anstatt vier Autos mit je nur einem Insassen. Auf den im Internet erreichbaren Pendler-service sollte durch die Stadt oder die Presse noch mehr hingewiesen werden.
Den Vorschlag, eine offene Ganztagsgrundschule in Vreden einzurichten, unterstützen wir grundsätzlich. Die Betreuungsgruppen an der Marien-Schule und der Nikolaus-Schule in Ellewick und auch an der Norbert-Schule können übrigens bei Bedarf weiter bestehen bleiben, auch wenn es in Vreden eine Ganztagsgrundschule gibt.
Elternwerkstätten mit Kursen zu Erziehungshilfen halte ich persönlich für sehr wichtig. Wie hilflos viele Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder sind, kann jeder Lehrer, jede Lehrerin tagtäglich erfahren. Die hierfür vorgesehenen 4000 Euro sollten uns unsere Kinder wert sein.
Neubürger in Vreden besonders zu begrüßen war unser Vorschlag, der bisher hier im Rat abgelehnt wurde. Wir freuen uns, dass die SPD diese Idee jetzt aufgreift und unterstützt.
Wir sehen es immer noch mit Skepsis,dass zum Umbau des Pfarrheimes Wennewick 60.000 Euro städtisches Geld zufließen sollen, solange noch zu viele Fragen ungeklärt sind.

Von den nicht haushaltsrelevanten Anträgen der UWG halten wir die Idee , Wohnmobilstellplätze einzurichten – auch im Zuge von Stadtmarketing – Anlocken von Touristen – für sinnvoll. Wir meinen allerdings, dass hierfür ein privater Investor, z.B. ein Gastwirt, gefunden werden könnte und dies nicht unbedingt Sache der Stadt ist.
Der Gesamthaushalt ist in diesem Jahr unausgeglichen und das kann nicht mehr lange so weiter gehen. Einen Silberstreifen am Horizont sehen wir allerdings in der Einnahme von Gewinnen aus dem Ankauf des Stromnetzes durch die SVS, womit sich vielleicht in den nächsten Jahren der Neubau eines Bades finanzieren lässt.
Wenn sich aber auf der Einnahmenseite keine weitere positive Veränderung ergibt, wird die Rücklage im nächsten Jahr vollkommen aufgebraucht sein. Dann wird nur noch das massive Kürzen von freiwilligen Leistungen helfen. Deshalb haben wir uns vor diesem knappen finanziellen Hintergrund sehr zurückgehalten mit Anträgen, die Geld kosten. Im Gegenteil! Wir können nur weiterhin an alle Beteiligten appellieren nach Wegen zu suchen, wie weiter gespart werden kann. Dabei sollte man sich auch nicht scheuen, mal über die Stadtgrenzen hinauszuschauen.
Trotz unserer Bedenken in Bezug auf die strukurellen Schwierigkeiten dieses Haushaltes stimmen wir dem Gesamthaushalt zu. ^^ oben

Helma Benke, Fraktionsvorsitzende B´90/Die Grünen Vreden

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