OV Vreden Bündnis 90 / Die GRÜNEN

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Haushalt 2003

(04.02.03) Haushaltsrede der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen im Rat der Stadt Vreden

Allgemeines- Finanzlage
Kreisumlage
Eigenverantwortung
Energiemanagement
Schule
Innenstadt


Haushaltsrede 2003 der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen
von der Fraktionsvorsitzenden Helma Benke
im Rat der Stadt Vreden vom 4.2.2003

Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren,

Durch den diesjährigen Haushalt und die meisten Vorschläge der Fraktionen zieht sich ein roter Faden, der heißt sparen, sparen, sparen. Auch wir haben in diesem Jahr mehr Einspar- als Ausgabevorschläge gemacht.

Finanzlage
Aber nicht nur die Stadt Vreden, auch das Land NRW musste in diesem Jahr sparen: 3 Milliarden €. Nach dem Rasenmäherprinzip wurden in allen Ressorts Einsparungen vorgenommen. Aber die grüne Landtagsfraktion konnte einige angekündigte drastische Einkürzungen, die auch viele von uns betreffen, abmildern. Vehement gewehrt hatten sich die Grünen z.B. gegen die Erhöhung der fiktiven Hebesätze besonders bei der Gewerbesteuer.Dadurch würde eine Steuererhöhungsspirale in Gang gesetzt, die Gewerbetreibende und Handwerker zusätzlich belaste. Nach intensiven Verhandlungen mit der SPD mit Unterstützung des Städte- und Gemeindebundes , der IHK und anderen wurde die geplante Erhöhung wieder um 5 % gesenkt. Das hätte für Vreden immerhin zusätzliche Einnahmen in der Höhe von ca. 500.000 € ausgemacht, aber auch eine zusätzliche Belastung für Vredener Gewerbetreibende in dieser Höhe. Der Vorschlag der UWG, den Steuersatz für Gewerbetreibende über den nun vorgeschlagenen Satz hinaus zu erhöhen, halten wir angesichts der momentanen Konjunkturlage für völlig unverantwortlich. Wenn von CDU-Seite behauptet wird, die Schulpauschale sei gekürzt worden, so ist dies nicht richtig dargestellt. Im vergangenen Jahr gab es sozusagen als Anschub einmalig einen zusätzlichen Betrag zur vereinbarten Schulpauschale. In diesem und in den kommenden Jahren wird die ursprünglich vereinbarte Summe an die Kommunen ausgezahlt. Im übrigen hatte die CDU lange genug Zeit eine Gemeindefinanzreform in Gang zu bringen als sie noch in der Regierungs-verantwortung war. Die rot-grüne Bundesregierung reformiert jetzt die Gemeindefinanzen. Das ist auch dringend notwendig, damit die Kommunen endlich wieder verlässliche und stetige Einnahmen haben. Dazu gehört für uns auch die Stärkung der Gewerbesteuer. Wir können uns auch einen eigenen kommunalen Hebesatz der Einkommensteuer vorstellen. Der Bürger ist sicherlich eher bereit, Steuern direkt an die eigene Gemeinde zu zahlen, wo man / frau direkt sieht, was mit dem Geld passiert.

Kreisumlage
Ähnlich geht es uns mit der Kreisumlage, die wir jedes Jahr mitzufinanzieren haben. In diesem Jahr kommen wir noch recht glimpflich davon. Um auch in Zukunft zusätzliche unnötige finanziellen Belastungen zu vermeiden, wehren wir uns auch weiterhin gegen einen Ausbau des Flugplatzes Stadtlohn- Wenningfeld, der außerdem unnötig viel Fläche versiegelt und damit Natur verbraucht. An das interkommunale Gewerbegebiet mit seinen enormen Zuwächsen mögen wir zur Zeit auch nicht glauben.

Eigenverantwortung
Wenn wir mit etwas unzufrieden sind,sagen wir schnell: „Die Stadt soll etwas tun.“ Wer ist das nun eigentlich, die Stadt? Sind das wir BürgerInnen und EinwohnerInnen dieser Gemeinde? Ist es der Rat oder die Verwaltung? Oder sind es nicht etwa alle diese Komponenten zusammen? Sicherlich haben wir, die hier sitzen, eine besondere Verantwortung als gewählte Vertreter der Bürger. Aber auch wir sind Bürgerinnen und Bürger. Es geht vielmehr nun darum eigene Ideen zu entwickeln. Darum sollten wir als Ratsmitglieder auch mit gutem Beispiel vorangehen. Der Ansatz für die Kosten für Rat und Verwaltung sollte um mindestens 9000€ gekürzt werden. Dies könnte durch weniger Sitzungen erreicht werden.
Nicht einverstanden sind wir allerdings damit, die Sitzungsgelder zu kürzen, denn es ist schon wichtig, dass im Rat auch Bürgerinnen und Bürgern vertreten sein können, deren Einkommen geringer ist. Jeder und Jede sollte sich dieses oft sehr zeitaufwendige Ehrenamt noch leisten können.
In diesem Jahr kommen wir im Gegensatz zu anderen Gemeinden des Kreises Borken noch so gerade um ein Haushaltssicherungskonzept herum. Auch wenn dies bedauerlicherweise nur dadurch ermöglicht wird, dass der größte Teil der Rücklage aufgebraucht wird, der für den Neubau des Hallenbades angespart worden war. Mit viel gutem Willen aller Beteiligten kann ein ausgeglichener Haushalt aber auch noch im nächsten Jahr gelingen. Dazu wird es notwendig werden, dass wir alle leichte Einschränkungen bei den freiwilligen städtischen Leistungen in Kauf nehmen müssen. Mehr Eigeninitiative einzelner und Gruppen von Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen und Verbänden wird erforderlich sein.

Energiemanagement
Wir fordern deshalb zum wiederholten Male ein Energiemanagement für städtische Gebäude, beginnend bei den Schulen. Alle Beteiligten können dabei nur gewinnen. Energie und damit natürlich auch Kosten werden eingespart – vor allem durch eine Verhaltensänderung der Benutzer, also vor allem der LehrerInnen und Lehrer, der Schülerinnen und Schüler. Wir sind auch weiterhin der Meinung, dass Schülern ein Anreiz geboten werden sollte, indem man ihnen in Aussicht stellt, über einen Teil des Gewinns selbst verfügen zu dürfen. Das könnte z.B. für das städtische Gymnasium bei 10%iger Einsparung eine Gewinnrückzahlung von ca. 3000€ sein.
Wir freuen uns, dass es nach einem Jahr endlich gelungen ist, einen Experten ins Rathaus zu holen, der über Energiesparmöglichkeiten informiert. Wir hoffen, dass nun bald die lange angekündigte Veranstaltung unter Einbeziehung von Vertretern der Schülermitverwaltung und der Hausmeister stattfinden wird.
Der von uns im vergangenen gemachte Vorschlag, die Heizung der Lüntener Grundschule durch ein Contracting zu erneuern, wird nun, nachdem die Verwaltung dies im letzten Jahr noch ablehnte, zusammen mit der SVS durchgeführt. Wir hätten es allerdings vorgezogen, der Vertrag wäre mit einer Privatfirma geschlossen worden.

Schule
Auch bei den enorm hohen Reinigungskosten einiger Schulen (Gymnasium 89.000€, Realschule 62.000€) sehen wir Einsparpotenziale , indem man Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer zur aktiven Mitverantwortung heranzieht.
Für uns als Grüne ist nachhaltiges Denken und Handeln besonders wichtig. Das kann auch bedeuten, dass man heute investieren muss, um zukünftigen Schaden und damit Kosten abzuwenden. So begrüßen wir ausdrücklich den Einsatz von Energiesparlampen in unseren Schulen und Turnhallen. Bei aller Notwendigkeit zum Sparen muss aber sichergestellt sein, dass in den Schulen und öffentlichen Gebäuden notwendige Reparaturen wegen drohender Unfallgefahr und zur Substanzerhaltung durchgeführt werden. Wir freuen uns, dass die Verwaltung unserem Vorschlag gefolgt ist, die Eingangstür der Grundschule Großemast zu erneuern, die bereits einmal – Gott sei dank nach Schulschluss – aus den Angeln fiel. Wir fordern die Verwaltung auf, mit den beiden Hauptschulen Kontakt aufzunehmen, um die hier mit Unfallgefahr aufgeführten Punkte zu klären. Ein Unfall, für den die Stadt haften muss, kommt uns sicher teurer als ein neuer Teppichboden oder der Ersatz maroder Türen.

Innenstadt
Auch wir plädieren dafür, die Diskussion um die Parkscheinautomaten noch zu verschieben. Aber – apropo Selbstverantwortung – wir appellieren gleichzeitig an die Angestellten, die in der Innenstadt ihren Arbeitsplatz haben, öffentliche Parkplätze nicht den ganzen Tag lang mit ihren Autos zu blockieren. Man kann gut am Rand der Innenstadt parken und ein wenig laufen ist auch gesund. Viele von ihnen nutzen sicher auch schon die Idee, dass Fahrräder (fast) keinen Parkplatz brauchen.
Nachhaltige Politik heißt in die Zukunft investieren, das kann z.B. der Wille zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes durch vermehrte Verwendung regenerativer Energien sein. Trotz aller Sparpolitik müssen wir auch verlässliche Politik machen. Wir sollten uns an die Vereinbarung vom vergangenen Jahr halten und die Fördergelder für Solaranlagen zur Warmwasser-bereitung in diesem Jahr auf 15.000 € festlegen, damit sich eine Planungssicherheit für Bauwillige ergibt. Unter dem starken Geschäftsrückgang in dieser Branche haben auch Vredener Firmen zu leiden. Deshalb haben Bund und Land ihre Fördermittel sogar wieder erhöht. Wir halten diese direkte Wirtschaftsförderung weiterhin für sinnvoll, schließlich bleibt ein großer Teil des Geldes in Vreden.

Baugebiete
Entgegen dem SPD-Vorschlag schneller noch mehr Baugebiete auszuweisen, möchten wir vor vorschnellem Flächenverbrauch warnen. Abgesehen davon, dass jedes bebaute Grundstück auch wieder zusätzliche Flächenversiegelung bedeutet, müssen wir erkennen, dass die bebaubare Fläche auch in Vreden nicht unendlich ist. Wir raten deshalb weiterhin dazu, kleinere Grundstücke anzubieten und Grundstücke – auch und vor allem für Gewerbegebiete – annähernd an den wahren Wert zu vergeben. In Absprache mit den Nachbargemeinden sollte hier ein teurer Wettbewerb um die billigsten Grundstücke zwischen den Kommunen unterbunden werden.
Überhaupt könnten wir uns vorstellen, dass sich Gelder einsparen lassen, indem man mit Nachbargemeinden besser zusammenarbeitet. Es sollte auch überprüft werden, ob nicht manche Aufgabe billiger an einen privaten Betreiber übergeben werden oder über Leasing-Verträge gelöst werden könnte.


Man sagt " Not macht erfinderisch ", und deshalb bin ich sicher, daß wir auch in Zukunft in Vreden durch noch mehr eigenverantwortliche Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger neue, kreative Lösungen für unsere Probleme finden werden.

Helma Benke, Fraktionsvorsitzende B´90/Die Grünen Vreden

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