Haushaltsrede
2000 der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen im Rat der Stadt Vreden
vom 3.3.2000
Herr
Bürgermeister, meine Damen und Herren,
bevor
ich auf Einzelheiten zu sprechen komme, möchte ich im Namen
der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen zunächst einmal den Mitarbeitern
und Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung, insbesondere Herrn
Volks, für die geduldige Beantwortung unserer vielen Fragen
danken.
Der Haushalt
unserer Stadt Vreden scheint auf soliden Füßen zu stehen.
Nach einer Untersuchung des wohl kritischsten Beobachters
der Kommunen, dem Bund der Steuerzahler, liegt Vreden bei
der Pro-Kopf-Verschuldung an 33., d.h. an drittletzter Stelle
vergleichbarer Gemeinden. Das hört Frau als steuerzahlende
Bürgerin natürlich gerne. Nicht ganz so gut schneiden wir
beim Vergleich der gemeindlichen Gebühren ab. Sowohl bei den
Abfall- als auch bei den Abwassergebühren zahlen Vredener
Bürger/innen wesentlich mehr als Bürger in unseren Nachbargemeinden
Stadtlohn und Gescher. Ahaus möchte ich wegen der Atommillionen
nicht zum Vergleich heranziehen. Auf solches Geld verzichte
ich gerne.
Lobend
müssen wir aber erwähnen, dass die Hebesätze für die Grundsteuer
B und für die Gewerbesteuer niedriger liegen als in Nachbarorten.
Wir von Bündnis 90/ Die Grünen begrüßen es auf jeden Fall
ausdrücklich, dass durch relativ niedrige Hebesätze ein Anreiz
für die Ansiedlung von Gewerbebetrieben geschaffen wird.
Im Hinblick
auf die im nächsten Jahr niedriger ausfallenden Schlüsselzuweisungen
des Landes empfehlen wir, dass schon jetzt ein größerer Betrag
aus der Rücklage für den Bau des Hallenbades festgelegt wird.
Aufgefallen
ist auch uns die Erhöhung der Personalkosten. Wenn dies aber,
wie Herr Bürgermeister Pennekamp uns im Haupt- und F.-ausschuss
erläuterte daran liegt, dass vermehrt Auszubildende eingestellt
wurden und einige nach Beendigung ihrer Ausbildung zumindest
für ein Jahr weiterbeschäftigt werden, können wir dies nur
ausdrücklich begrüßen. Auch in Vreden gibt es Jugendarbeitslosigkeit
und die Stadt sollte auf jeden Fall auch hier mit gutem Beispiel
vorangehen. Ebenso hoffen wir, dass die durch das Programm
"Arbeit statt Sozialhilfe" geschaffenen Stellen
noch ausgeweitet werden.
Trotz
unserer überwiegenden Zustimmung zum Haushaltsentwurf haben
wir aber einige Änderungsvorschläge, die ich nun im einzelnen
vorstellen möchte.
1.Fraktionszuwendungen
Die Stadt
hat hier sicher schon einen Schritt in die richtige Richtung
getan, indem sie die Zuwendungen für die Fraktionsgeschäftsführung
erhöht hat, nachdem es hier seit 1978 keine Veränderung mehr
gab. Es wurde also auch bei der Verwaltung eingesehen, dass
die Art und Weise wie ein funktionsfähiges Büro auszusehen
hat, sich verändert hat. Mit den 25 DM kann meine Fraktion
meine Kosten für Telefon, Fax, e-mail, Internet-Anschluss
usw., was für die Arbeit einer Fraktion heute unerlässlich
ist, nicht bezahlen. Ich bin mal auf die Telefonrechnung von
diesem Monat gespannt. Viel wichtiger als der Betrag, der
pro Kopf gezahlt wird, ist für uns kleine Fraktionen aber
ein fester Sockelbetrag , wie es in vielen anderen Gemeinden
und ja auch im Kreis schon lange üblich ist. Der SPD als relativ
großen Fraktion fällt es sicher leicht, auf diesen Sockelbetrag
zu verzichten. Wir Kleinen können uns das einfach nicht leisten.
Und
wenn hier jemand auf Spendenskandale anspielt, kann ich dazu
nur sagen: Der Staat, in diesem Fall die Kommune, ist verpflichtet
die Fraktionen finanziell und sächlich so auszustatten, dass
sie gerade auf irgendwelche dubiosen Spendenzuwendungen nicht
angewiesen sind.!!! Angesichts der neuen Gesetzeslage, dem
Wegfall der 5%-Hürde, von der wir ja profitiert haben, muss
auch eine dementsprechende finanzielle Änderung vorgenommen
werden.
Für uns als absolute Neulinge ist auf jeden Fall erst einmal
eine Grundlage notwendig. Wir müssen uns alle Informationen,
teure Fachbücher, Fachzeitschriften neu zulegen, wir müssen
Fachseminare besuchen, um uns erst einmal sachkundig zu machen.
Also ohne diesen festen Sockelbetrag können wir keine vernünftige,
sachkundige Arbeit leisten. Und dass wir dies tun wird auch
im Sinne der Bürger sein.
Sie wollen fachkompetente Ratsmitglieder. Nur kurz erwähnen
möchte ich noch, dass wir ja schon auf die Bereitstellung
eines Fraktionsbüros im Rathaus und auch auf eine Büroeinrichtung,
sprich PC, verzichten. Wir sind aber offen für eine Lösung,
die allen Fraktionen zugute kommt und vertrauen darauf,
dass der Bürgermeister uns noch heute einen für alle annehmbaren
Kompromissvorschlag vorlegen wird.
2.Gleichstellungsstelle
Gewundert
hatte ich mich über den geringen Etat der Gleichstellungsbeauftragten
von 4000 DM. Die Gleichstellungsbeauftragte teilte mir aber
mit, dass sie damit auskäme, da sie bei Veranstaltungen meistens
auch andere Träger mit einbeziehe. Wir können ihr hier an
dieser Stelle nur für ihr Organisationstalent danken, dass
ja uns Steuerzahlern dann auch viel Geld erspart hat.
Ganz
und gar nicht kann sie mit ihrer Arbeitszeit auskommen. Wie
kann sie auch in der halben Zeit die ganze Arbeit machen.
Das geht auf keinen Fall. Nach dem neuen Gesetz kommen übrigens
auch noch einige neue zusätzliche Aufgaben auf sie zu. Deshalb
schlagen wir vor, die Stelle auf mindestens eine 3/4 -Stelle
aufzustocken. Sollte sie diese Stunden nicht selbst ausfüllen
wollen, soll ihr eine städtische Angestellte zur Unterstützung
an die Seite gestellt werden. Übrigens steht es so auch im
Landesgleichstellungsgesetz (§16, (2): : "Die Gleichstellungsbeauftragte
ist mit den zur Erfüllung ihrer Aufgaben notwendigen sächlichen
Mitteln auszustatten und bei Bedarf personell zu unterstützen."
Bei der
Gelegenheit möchten wir auch wegen der Nähe zur Verwaltung
und zu den Bürgerinnen unbedingt fordern, dass sie baldmöglichst
wieder ein Büro im Rathaus erhält!
3.
Rationelle Energie, Förderung unerschöpflicher Energiequellen
Ich war
doch recht erstaunt darüber, im H.-u-F.-Ausschuss zu hören,
alle (früheren) Fraktionen seien sich einig gewesen, diesen
Ansatz in Zukunft zu kürzen.
Eine
Stadt wie Vreden, die - übrigens auf unseren Antrag hin -
dem Klimabündnis beigetreten ist und ein vorbildliches Gremium
zur Agenda 21 eingerichtet hat, kürzt einen Betrag, der ganz
klar zur Reduzierung des CO 2-Ausstoßes beiträgt ? Darf doch
wohl nicht wahr sein! Wir sind genau gegenteiliger Meinung.
Der Haushaltsansatz soll mindestens erhalten bleiben. Haushaltsreste
von Förderbeiträgen, die in 99 nicht ausgeschöpft wurden,
sollen noch hinzugefügt werden. Ich höre schon das Gegenargument,
es würde ja dieses Jahr nicht so viele Neubauten und also
auch nicht so viele Anträge geben. Solaranlagen können aber
nicht nur auf Neubauten, sondern auf jedem Haus angebracht
werden. Außerdem möchten wir dazu anregen, dass auch gemeinnützige
Vereine, die eine Solaranlage auf ihrem Vereinshaus planen,
in die Förderung miteinbezogen werden. Die Förderung sollte
mindestens 12 % betragen, man könnte aber auch festlegen,
dass sie 15 % nicht überschreiten darf.
4.Lernmittel
Realschule
Die Realschule
erhält schon jetzt zusätzlich 4500DM, da alle Bücher eines
Jahrgangs neu angeschafft werden müssen. Wir meinen, einen
zusätzlicher Förderbetrag von 4000 DM reicht vollkommen für
die Lernmittelbeschaffung aus. Es ist so oft von der Gleichbehandlung
aller Vredener Schulen gesprochen worden. Das muss jetzt auch
in die Tat umgesetzt werden.
5.Jugendarbeit
Auch
wir würden gerne mehr Geld für die Jugendarbeit zur Verfügung
stellen, aber auch ganz konkrete Vorschläge machen, was mit
dem Geld gemacht werden könnte. Wir wollen, dass eine Umfrage
unter den Vredener Jugendlichen durchgeführt wird, in der
sie direkt darüber mitreden dürfen, wie sie sich ihre Beteiligung
hier in unserer Stadt vorstellen. Des weiteren würden wir
gerne - wenn dies Wille der beteiligten Jugendlichen ist-
eine Jugendkonferenz durchführen lassen. Auch dafür muss Geld
zur Verfügung stehen.
6.Hundesteuer
Nach
einem neueren Gerichtsurteil ist es einer Gemeinde möglich,
gemeindliche Steuern zur Lenkung gewisser Vorgänge in ihrer
Gemeinde zu nutzen. Deshalb beantragen wir , die Steuern für
Kampfhunde auf mindestens das Doppelte zu erhöhen
7.PC
und Regale für die Schulverwaltung der Grundschule Ammeloe
Auch
eine Schule kann heutzutage ohne Computer nicht mehr verwaltet
werden. Deshalb möchten wir diesen Antrag befürworten.
8.Zeltplatz
Georgspfadfinder
Wir möchten
den schon bewilligten Betrag soweit erhöhen, dass die Pfadfinder
mit dem Bau des Hauses beginnen können. Wir unterstützen diese
Maßnahme ausdrücklich, nicht nur weil hier hervorragende Jugendarbeit
geleistet wird, sondern auch weil dieses Haus wegen seiner
hervorragenden ökologischen und behindertengerechten Bauweise
auch ein Vorbild für Jugendliche sein wird. Das Haus kann
später auch von anderen Vredener Jugendgruppen genutzt werden.
9.Verein
"Frauen für Frauen"
Der Verein
" Frauen für Frauen" ist durch ein geringer ausgefallenen
Förderbetrag in eine finanzielle Notlage geraten und hat den
Rat der Stadt Vreden um einen Zuschuss von 3500 DM gebeten.
Diesen möchten wir gerne gewähren, denn der Verein unterstützt
auch viele hilfesuchende Frauen aus Vreden. Sehr viele Vredener
Mädchen haben auch schon von den stets ausgebuchten Kursen
zur Selbstbehauptung profitiert.
10.Umfrage
zur Innenstadt
Nachdem
wir eine Fußgängerzone beantragt hatten, hat sich eine neue
Innenstadtkommission zusammengefunden. In dieser Kommission
ist auch dazu beraten worden, dass es doch wohl sinnvoll,
alle Einwohnerinnen, die die Innenstadt benutzen nach ihrer
Meinung zu fragen. Wir beantragen deshalb, für eine solche
Befragung Geld zur Verfügung zu stellen.
11.Last
not least: Geh-Radweg und Behindertenparkplatz an der Hamalandhalle
Zwischen
Parkplatz und der Straße Up de Bookholt gibt es für die Schülerinnen
keinen durchgehenden Geh- oder Radweg. Wegen der Bepflanzungen
müssen die SchülerInnen den geschützten Weg verlassen und
auf der morgens und mittags von Eltern viel befahrenen Straße
gehen. Außerdem fehlt hier ein Behindertenparkplatz.
Helma
Benke, Fraktionsvorsitzende der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen
im Rat der Stadt Vreden (nach
oben)
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